23 Oktober 2006

Im Autotaumel

Nicht nur, dass wir gestern unser erstes Erdbeben überhaupt nicht einmal bemerkt haben, auch eben beim Schreiben hat uns der Autotaumel völlig davon abgehalten, ein Wort darüber zu verlieren!
Gestern um 22:30 Ortszeit hat hier die Erde gebebt. 2,5 auf Richterskala. Und wir haben hier gemütlich sauteuren Rotwein getrunken und nichts mitgekriegt. Genauso wie auch unsere Mitbewohner haben wir von der ganzen Sache aus der Zeitung erfahren.
Das wars eigentlich auch schon. Wir haben unsere Sensoren feiner eingestellt, damit wir beim nächsetn Mal mehr zu erzählen haben!

Shoppingwochenende

Am Sonnabend wurden wir nach einer Woche strahlendem Sonnenschein mal wieder mit kaltem, regnerischen Wochenendwetter konfrontiert. Was macht man da? –Genau, man geht shoppen!

Wir haben also die Gelegenheit beim Schopfe gepackt und uns nach einem Auto umgeschaut. Das ist hier in Australien wirklich eine schwierige Angelegenheit!!! Alte Schrottschüsseln werden für ein Vermögen gehandelt und 200.000km auf’m Tacho gelten als praktisch neuwertig (Einfahrperiode ist gerade überstanden)! Also ist es kein Wunder, dass wir 5 Stunden lang Autohändler abgeklappert haben. Einen alten Civic, Schaltgetriebe, Baujahr 1989 sollte 5.500$, d.h. fast 4.000€ kosten! Probegefahren sind wir trotzdem. Zum ersten Mal auf der falschen Straßenseite!!!

Nach entmutigender Suche unter erschwerten Bedingungen (ich, Sabine, habe mich ganz schön rumgeschleppt, da die längst fällige Klimaanlagenerkältung kräftig zugeschlagen hatte!) haben wir ihn dann gefunden, UNSEREN Nissan Pintara! Hat irgendwer schon mal von diesem Modell gehört? –wir nicht!

Deshalb hier ein Foto von unserem neuen Schmuckstück:

Abends wollte ich dann gerne ein Bad nehmen, durchgefroren wie ich war. Aber Fehlanzeige: Wir haben eine Badewanne, die wie alles hier aus China zu kommen scheint. Schade, dass die Maße nicht auf eine europäische Bevölkerung abgestimmt wurden: da passen entweder nur meine Beine oder nur mein Oberkörper rein!

Am Sonntag ging die Eierei erst richtig los, denn wir brauchten eine Menge Kohle aus Deutschland! Auf der Jagd nach Bargeld haben wir alle, wirklich ALLE Geldautomaten in der Umgebung (ca. 10 km Umkreis) ausprobiert! Dazu muss man sagen, dass die Straßen nahezu mit ATMs gepflastert sind. Nie haben zuvor haben wir eine derartig hohe Dichte erlebt! Blöd war nur, dass einer nicht mehr als 3 mal hintereinander 500$ ausspucken wollte und andere meine Karte, die noch völlig unbefleckt war, gar nicht erst akzeptiert haben! Erschreckend, dass ich 7 Automaten aller großen Australischen Banken ausprobieren musste, bis ich an einem (nach Busfahrt von 20 min hinzu!) Geld bekommen habe! Ergebnis: Wir mussten größtenteils in 20ern zahlen –mal stelle sich den Haufen vor: 2.500$ in 20ern!!!

Unser erster Akt als Autobesitzer war übrigens ein zünftiger Einkauf im Supermarkt, OHNE alles heim schleppen zu müssen!

Nie wieder Public Transport! Morty hat seinen Arbeitsweg heute um eine Stunde verkürzt! Und wir werden auch nie wieder abends halb acht auf dem Weg zu Einkaufen feststellen, dass der Bus, der den ganzen Tag zum Shoppingcenter fährt, jetzt nur noch bis zu einem Bahnhof mitten in der Pampa verkehrt! Ohne Aussicht auf Weiterfahrt, geschweige denn zurück!

15 Oktober 2006

Royal Melbourne Zoo

Heute hat es zur Feier des Sonntags geregnet, aber ich hatte das Wetter ja auch provoziert. Bei morgendlichem Sonnenschein hatte ich unsere Bettwäsche gewaschen und sie zum Trocknen in den Garten gehängt. Musste ja schief gehen.
In den Zoo gefahren sind wir trotzdem. Hat sich auch gelohnt, denn scheinbar hatten wir das Wetter mit unserer Sturheit beeindruckt. Nachmittags war’s sonnig, wenn auch kalt!

Im Zoo gab’s eine Menge schreiender Kinder. Selbst mir, als wirklich kinderlieber Mensch kam der Gedanke, sie an die Löwen zu verfüttern!

Sonst war’s super: man konnte auf regenwaldähnlichen Pfaden wandern, an denen gelegentlich ein paar ebenfalls sehr naturähnliche Gehege auftauchten. Eine ganze andere Atmosphäre als in unseren deutschen Zoos also! Toll!

Unsere neue Mitbewohnerin, die eigentlich als Junge angekündigt war, ist heute eingezogen. Sie kommt aus Indonesien. Ihre Eltern wohnen aber z. Zt. in Bangladesch. Sie haben sie auch her begleitet und mit den nötigsten Sachen, die sie hier braucht ausgestattet. Andini heißt sie und macht einen aufgeweckteren Eindruck als unsere Malaysierin Nee. Mal sehen, ob man mit ihr Spaß haben kann –wenn nicht, können wir sie ja noch ein bisschen erziehen, schließlich ist sie erst 18. Mal schaun!

P.S.: Es gibt neue Fotos zu sehen!

14 Oktober 2006

Muscheln sind garnicht glibberig!

Gestern Abend hatten wir Besuch aus der Heimat! Mortys Vater hatte sich angekündigt.
Zum Essen ging’s in ein chinesisches Restaurant. Klingt nach Sushi und Hänchen süß-sauer, könnte man denken… Aber nicht in diesem Restaurant. Ich hatte schon eine dunkle Vorahnung, was mich erwarten würde, als ich beim Betreten des Restaurants an Aquarien mit Riesenkrabben, Krebsen und Muscheln vorbeikam. Morten und sein Vater fingen sofort an, mit der dicken Muschel am Fischglasrand zu liebäugeln. So ein Tierchen hatten sie beide noch nie gegessen (das will was heißen!) was sie allerdings nicht davon abhielt, sofort eines zu bestellen!!! Außerdem gab’s Riesenkrabben (Mudcrabs –Matsch war zum Glück schon ab!) und Baramundi, einen sehr köstlichen Fisch. Als durchschnittlicher Mitteleuropäer wurde mir beim Warten auf dieses Menu schon ein bisschen mulmig! Kommentare seitens Susanne, Kollegin von Mortys Vater, die schon mehrere ähnliche Restaurantbesuche hinter sich hat, trugen auch nicht gerade zu meiner Beruhigung bei.
Aber keine meiner schlimmen Erwartungen hat sich erfüllt. Alles hat sehr sehr lecker geschmeckt! Besonders die Muschel war ein Genuss. Ihre Schale haben wir als Trophäe mitgenommen.

Außerdem haben wir die tolle Skyline Melbournes bei Nacht genossen.


Mit einem kühlen Bier haben wir den Abend in Melbournes ältestem Pub ausklingen lassen.
Und unser Problem, nach 9 Uhr abends aus der Stadt nach hause zu kommen haben wir nun auch erfolgreich gelöst. Der Night-Rider Bus fährt fast direkt bis vor unsere Haustüre und das stündlich die ganze Nacht durch! Das eröffnet ganz neue Möglichkeiten!


10 Oktober 2006

Unsere ersten drei Wochen in Down Under

Für alle die sich jetzt wundern, wie man nach nur vier Tagen schon wieder über das Geschehen von drei Wochen berichten kann (so groß ist der Zeitunterschied ja nun auch wieder nicht!), zur Erklärung: Wir sind Mitte September in Deutschland aufgebrochen, haben unsre Reise mit einem Kurzurlaub in Singapur verbunden und sind jetzt seit dem 18. September hier.
Zurück in die Vergangenheit also:
Neun Stunden Flug sind das von Singapur nach Melbourne. Das ganze über Nacht. Also eine ideale Gelegenheit, um Kraft zu tanken für die Wohnungssuche –sollte man denken!
Aber Fehlanzeige! Zum ersten ist so ein Flug mit Singapore-Airlines sehr luxuriös, das heißt man kann sich die ganze Nacht beschäftigen lassen… Mit Filmen, Flugroutenanzeigen und Longdrinks!
Zweitens hat dieser ver*piep*, *piiiiep*, *piiep* Rentner*piiiiiep* hinter uns genau diese Angebote in vollem Umfang in Anspruch genommen! Mit Festbeleuchtung die ganze Nacht über!!!
Also kamen am Morgen zwei kaputte Reisende am Flughafen von Melbourne an. Wir hatten alles perfekt organisiert, denn wer will schon in einem fremden Land auf der anderen Seite der Welt ankommen und von niemandem empfangen werden? Also stand unser Freund David Divad schon winkend hinter der Passkontrolle, als wir in Sichtweite kamen –
theoretisch!!! Wir waren wirklich froh, als er nach 10 min endlich ankam.
In Divads Wohnung angekommen, konnte unsere Wohnungssuche beginnen. An dieser Stelle noch mal ein riesiges DANKESCHÖN an den großherzigen Samariter, der uns Herberge gab in der fremden Stadt!
Habt ihr schon mal unausgeschlafen und unkonzentriert auf englisch per Telefon nach einer Wohnung gesucht, ständig mit Leuten verbunden, deren Englisch im Grunde nur eine Abwandlung von chinesisch ist?
Da war es kein Wunder, dass wir für den Nachmittag nur 2 Besichtigungstermine bekommen haben. Vor allem die 2. Wohnung ist nennenswert. Wobei man eigentlich nicht von einer Wohnung sprechen sollte!!! Bergeweise Müll in der Küche, braune Kloschüsseln und bestimmt ein ganzer Zoo von kleinen Tierchen die sich in der 60ger Jahre Einrichtung tummelten! *WÄH*
So sah er aus, unser erster Tag in Down Under! Völlige Erschöpfung, Enttäuschung über Misserfolg bei der Wohnungssuche und fünf Stunden Fußmarsch lagen hinter uns. Aber wir hatten zwei wichtige Dinge in Erfahrung gebracht: Bier ist hier sau teuer und alles ist viiiiel weiter auseinander als man denkt!
Am nächsten Tag meldete sich das Glück zurück und zwar in Bestform. Wir bekamen eine Wohnung, die das Wort Heim verdient!!! Ein neu gebautes Haus, für jeden ein Zimmer (meins hat einen begehbaren Kleiderschrank! Ein Jammer, dass es auf Flugreisen solche Schikanen wie Gepäckbeschränkungen gibt!!!) und ein eigenes Bad für Morty und mich! Traumhaft!
Leider gibt es aber ein paar kleinere Lücken in der Einrichtung der Wohnung, angefangen bei Kopfkissen und Decke, über Gläser und Tassen, bis hin zu einer Pfanne, fehlt einfach alles. Und das, wo wir doch noch nicht mobil sind! Solche weiten Strecken, so schwer bepackt, haben wir noch nie zurückgelegt. Jetzt haben wir seit einer Woche Fahrräder. Die machen uns nicht nur schneller, sondern fahren auch wann immer wir das wollen. Das kann man nämlich von den Bussen nicht gerade sagen, denn es ist einfach zu früh, wenn am Wochenende der letzte Bus nach hause schon 21:00 fährt!
Trotzdem haben wir schon eine Menge gesehen von der großen Stadt!
Am spektakulärsten war wohl unser erstes Footy-Match, das wir eigentlich nur angeschaut haben, um am Montag wieder auf Arbeit mitreden zu können. Da kam doch direkt noch mal ein bisschen WM-Atmosphäre auf, mit den viiiielen Menschen auf dem Federation Square.
Außerdem haben wir es gerade noch geschafft das Aquarium zu besichtigen, in dem ein 7,5 Meter langes Seeungeheuer (Riesenkalmar, in zwei Kilometer Meerestiefe wohnhaft) für kurze Zeit zu sehen war. Eingefroren war das Ding im größten künstlichen Eisblock, der je gemacht wurde! *wow*
Auch unsere Fahrradtour an der Bucht, bei Sonnenuntergang mit Blick auf die Skyline von Melbourne war ein echtes Highlight. Leider war der Weg zum Strand ein bisschen weiter als geplant. Wir haben einstimmig beschlossen, ab jetzt immer den Bus zu nehmen!

06 Oktober 2006

4 Tage Stop Over in Singapur

So verschwitzt, wie man eben nach 16 Stunden Flug ist, kommen wir in unserem Hotel in der City von Singapur an. Aber in dieser Barracke, die jetzt unsere Unterkunft werden sollte, ist das auch schon egal... Aber seht selbst... (fotos werden demnächst veröffentlicht.)
Das bemerkenswerteste an dieser Stadt, ist wohl das Klima! Während im Freien die 30° und eine Luftfeuchtigkeit von 80% (also knapp unter Wolkenbildung) am ehesten an eine Dampfsauna erinnern, schlagen einem aus allen Gebäuden und U-Bahnen 10°C entgegen. Das muss man erstmal verkraften, dass man vor einer Hitzewand steht, wenn man ein Gebäude verlässt!Aber dafür ermöglicht diese Klima eine Vegetation… Jawohl, selbst in einer Stadt ich Blütenwunder gesehen, die mich so in ihren Bann gezogen haben, dass ich alles um mich vergessen habe. Eine harte Geduldsprobe für Morty, denn ein Weiterkommen war manchmal kaum möglich.
Das bringt mich auch schon zur nächsten Kuriosität Singapurs: Es gibt Angestellte der Stadt, die jede Blüte von den Pflanzen wegschneiden, die sich in der nächsten Zeit überlegen könnte, ein braunes Eckchen zu zeigen… Die ganze Stadt ist sauber wie eine Puppenstube. Was mit Sicherheit auch daran liegt, dass das Fallenlassen von Müll mit einer Geldstrafe von 1000$ belegt ist (ca. 500€)! Die Einfuhr von Kaugummis ist generell verboten, genauso wie das Essen und Trinken in der U-Bahn und an Haltestellen. Kontrolle pur also!

Mit dem Essen haben wir (fast) nur gute Erfahrungen gemacht! Vor allem Morty hat sich wie im Schlaraffenland gefühlt. Überall gibt es tolle asiatische Gerichte zu wirklich anständigen Preisen. Und wenn man sich einmal dran gewöhnt hat, dass die Noppen noch an den Tentakeln des Tintenfisches rumnoppeln… kann gar nichts mehr schief gehen!

Am meisten überhaupt hat mir das China Town gefallen! Der Baustil dieser kleinen Häuschen mit ihren bunten Fassaden ist einfach zauberhaft! Wie schön muss es hier ausgesehen haben, bevor die ganzen Wolkenkratzer entstanden sind!

So richtig gelohnt hat sich auch unser Ausflug in den Jurong Bird Park. Dort haben wir eine Raubvogelshow gesehen die echt beeindruckend war. Die Viecher können wirklich verdammt groß werden und fliegen auch nur ca. 20cm über die Köpfe der Zuschauer weg. Wenn man Glück hat, konnte man sich zumindest noch schnell genug ducken! Außerdem fanden wir das beide ganz toll, als uns Papageien auf den Köpfen rumgehüpft sind! Morty wurde gleich gelaust.
Dann gings auch schon weiter Richtung Melbourne. Vielen Dank liebes Singapur für deinen tollen Abschiedsgruß! Der finale Regenschauer war echt eine tolle Erfrischung, vor allem so kurz vor unserer Taxifahrt zum Flughafen… in einem 10°C kalten Taxi, abends und ohne irgendwelche trockenen Klamotten in greifbarer Nähe!



2 Deutsche, die sich nach Down Under aufmachen

Auslandssemester haben bei uns an der FH in Zwickau zwar eine lange Tradition, allerdings sind wir die ersten, die sich einen Job in Australien ausgesucht haben.
Dass solche verrückten Ideen natürlich immer von Männern kommen, steht außer Frage. Aber wer kann da schon nein sagen? Schließlich haben wir auf diese Weise nahezu 3 Sommer in Folge!
Morten hat einen schönen Job bei einer Firma bekommen, die Lichtquellen für forensische Untersuchungen herstellt. Dort darf er den ganzen Tag an Experimenten rumspielen -alles perfekt also!
Ich, Sabine, bin in der Monash University untergekommen. Nachdem ich nun einige Missverständnisse aus dem Weg geräumt habe, habe ich nun auch ein wirklich interessantes Thema bekommen! Nach 2 einhalb Wochen! Aber dazu vielleicht später noch mehr.
Jetzt wollen wir erstmal ganz am Anfang unserer Reise beginnen.
Am 12. September hieß es auf dem Münchner Flughafen Abschied nehmen. Das war nicht leicht, denn schließlich ging's hier um fast ein halbes Jahr!